Schulfreundschaftsprojekt Dunga – Brühl

"Behandelt die Erde gut.

Sie wurde euch nicht von euren Eltern gegeben. Sie ist euch von euren Kindern geliehen.“

(kenianisches Sprichwort)

AKTIVITÄTEN DER SCHÜLERSCHAFT

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SCHULFREUNDSCHAFTSPROJEKT DUNGA - BRÜHL (KENIA - DEUTSCHLAND)

Seit dem Schuljahr 2014/15 gibt es an der Gesamtschule Brühl ein neues Schülerprojekt, bei der interkulturelle Freundschaft, ökologische und entwicklungspolitische Interessen und die Förderung der englischen Sprache im Vordergrund stehen.


30 Schülerinnen und 30 Schüler der Jahrgangsstufen 6 und 7 unserer Schule haben im ersten Projektjahr Brieffreunde in der Dunga Primary School am Lake Victoria in Kenia gefunden. Ganz „altmodisch“ werden die Briefe noch per Hand geschrieben und auf dem Postweg zugestellt, was durchaus drei Wochen dauert – in Zeiten der Globalisierung und im medialen Zeitalter wird so erst nachvollziehbar, wie groß doch unsere Welt ist und wie lange die Wege wirklich dauern. Eben nicht nur ein Mausklick!


Kenia war von 1920 bis 1963 offiziell britische Kronkolonie. Die englische Sprache ist auch nach der Unabhängigkeit neben Kisuaheli offizielle Amtssprache. Der Briefwechsel zwischen den Schülerinnen und Schülern in Brühl und Dunga (Kenia) findet daher ganz unproblematisch auf Englisch statt.


In Zusammenhang mit der Nichtregierungsorganisation Ecofinder (http://www.ecofinderkenya.org/) und lokalen Organisationen im Köln-Bonner-Raum sollen zudem mindestens einmal pro Jahr Projekte zu umwelt- und/ oder entwicklungspolitischen Themen durchgeführt werden. Diese Projekte sollen – möglichst zeitgleich – in Brühl und in Dunga (Kenia) stattfinden und die Schülerinnen und Schüler für globale Umwelt- und Armutsprobleme sensibilisieren, sie aber auch zu Problemlösungen motivieren.


Die moderne Kommunikationstechnik soll helfen, dass einmal pro Jahr ein gemeinsames Treffen stattfindet. Falls es die Internetverbindungen in Brühl und Kenia zulassen, werden wir uns zu einem Skype-Meeting treffen und uns so „virtuell lebendig“ kennenlernen.

 

DUNGA - EIN KLEINES FISCHERDORF AM LAKE VICTORIA

Dunga ist ein kleines Fischerdorf im Nordosten des Viktoriasees, der sich im Westen Kenias befindet. Dunga liegt nur wenige Kilometer von der Großstadt Kisumu entfernt und gehört der Provinz Nyanza an. Der Name Dunga bedeutet „a place of deep waters“ (ein Platz mit tiefen Gewässern).

Das Dorf selbst ist eine lose Ansammlung von einfachen Lehm- oder Steinhäusern, die sich über ein großes Areal ausbreiten. Die Atmosphäre ist friedlich: Zwischen den Häusern picken die Hühner, kräht der Hahn, grast eine Kuh, stehen Maispflanzen, weht die Wäsche in der Brise vom Viktoriasee. Und immer wieder hat man eine phantastische Aussicht auf den gigantischen Viktoriasee.


Hektischer und betriebsamer geht es dabei am Dunga Beach zu – dem „Hafen“ Dungas. Dutzende von einfachen, bunten Segelbooten der Fischer liegen in der kleinen Bucht. Ab und zu gleitet ein kleines Fischerboot auf den See hinaus oder wieder in den Hafen hinein.


Die Bevölkerung, zumeist vom Stamme der Luo (drittgrößte Ethnie in Kenia), lebt vom Fischfang und Fischverkauf, Ackerbau spielt nur eine untergeordnete Rolle zur Selbstversorgung. Gefangen werden Tilapia (afrikanischer Buntbarsch) und Viktoriabarsch (Nilbarsch), der in den 1960er Jahren im Viktoriasee ausgesetzt wurde und sich in kurzer Zeit so stark vermehrte, dass er viele einheimische Fischarten verdrängte und einige Fischarten sogar ausstarben. Nachts werden zudem Omena gefangen – winzige Süßwassersardinen, die tagsüber zum Trocknen ausgelegt werden und auf diese Weise konserviert werden können.


Der Fischfang hat eine lange Tradition und eine große Bedeutung am Viktoriasee. Der Viktoriabarsch (filetiert und gefroren) wird zu einem großen Teil per Flugfracht nach Europa exportiert. Doch Überfischung und Umweltverschmutzung haben auch hier zu einem drastischen Rückgang der Fischbestände geführt. Hinzukommt, dass die Fangmindestgrößen nicht eingehalten werden. So werden selbst kleinste Fische dem See entnommen, so dass sich die Bestände nicht erholen können.


Der Fisch, der nicht in den Handel geht oder in den Familien verzerrt wird, wird am Dunga Beach zum Verzehr angeboten. Einheimische Frauen braten den Fisch und servieren ihn an Ort und Stelle – als „Fingerfood“ auf Zeitungspapier. Die Nichtregierungsorganisation Ecofinder (http://www.ecofinderkenya.org/) hat dazu beigetragen, dass die Frauen mit effizienten Kochherden ausgestattet wurden. Statt der „3-Steine-Methode“, die unheimlich viel teuren Holzes verschwendet, gibt es jetzt geschlossene Kochherde, die mit getrockneten Papyrusstengeln betrieben werden können. Papyrus gibt es hier am Lake Viktoria in Hülle und Fülle – ein Rohstoff, der immer und umsonst zur Verfügung steht und niemals zur Neige geht.


Dunga Beach ist Ausflugsziel für Schulklassen und vereinzelt auch für Touristen. Aus ganz Kenia – Nyanza, Rift Valley, Western, Nairobi und sogar aus Ostkenia – treffen Schulbusse ein. Und selbst auf Klassenfahrten tragen die Schülerinnen und Schüler ihre obligatorischen Schuluniformen – undenkbar in Deutschland!!


Von Dunga Beach aus kann man mit kleinen, bunten Motorbooten in See stechen und die wunderschöne Flora und Fauna des Viktoriasees bestaunen. Neben üppigen Papyrusfeldern und Mangroven gibt es eine Vielzahl von Vögeln, darunter zum Beispiel Störche, und Krokodile. In der Region leben auch Sitatungas – eine afrikanische Antilope, auch Wasserkudu, Sumpfbock oder Sumpfantilope genannt.


Die meisten Besucher kommen jedoch wegen der „Hippos“, der Flusspferde. Tagsüber dösen die Hippos in ruhigen Gewässerbereichen, lediglich ein kleiner Teil des gigantischen Kopfes schaut dann aus dem Wasser. So können sie ihre Körper und Haut vor der sengenden Sonne und großen Hitze schützen und kühlen und ihre kurzen Stummelbeinchen von ihrem großen Gewicht entlasten. Flusspferde sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere. Sie verlassen dann das Wasser und begeben sich am Land auf Nahrungssuche. Wie Kühe stehen sie nachts auf den Wiesen und grasen. Doch die Idylle trügt! Flusspferde sind die gefährlichsten Tiere Afrikas. Durch einen Angriff von Flusspferden sterben in Afrika jedes Jahr mehr Menschen als durch alle anderen Tiere zusammen. Obwohl Flusspferde nur Vegetarier sind, ist ihr Kiefer mit den großen Zähnen so stark, dass sie damit Menschen töten können. Aber auch der Mensch bedroht die Hippos und schränkt deren Lebensraum immer weiter ein.


Der Lake Victoria ist der zweitgrößte Süßwassersee der Welt. Bedauerlicherweise ist er inzwischen auch einer der am stärksten kontaminierten Seen der Welt. Im Einzugsbereich des Viktoriasees leben schätzungsweise 30 Mio. Menschen in den drei Staaten Kenia, Tansania und Uganda, von denen viele keine Toilette oder nur ein Plumpsklo besitzen. Insbesondere in der Regenzeit werden daher große Mengen an Fäkalien in den See geschwemmt.
Die in Dunga ansässige Nichtregierungsorganisation Ecofinder hat sich zum Ziel gesetzt, die einzigartige Artenvielfalt am Lake Viktoria – insbesondere die Sumpf- und Feuchtgebiete – zu erhalten. In dem Dunga Wetland Pedagogical Centre können sich Schulklassen und andere interessierte Besucher über die Flora und Fauna des Sees informieren lassen und haben Einblick in die Arbeit von Ecofinder: nachhaltiger Umweltschutz und Armutsbekämpfung.

 

DAS KENIANISCHE SCHULSYSTEM UND DIE DUNGA PRIMARY SCHOOL

Das Schulsystem in Kenia orientiert sich am britischen Schulsystem. Seit 1985 gibt es das 8-4-4 Schulsystem, was bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst 8 Jahre an der Grundschule lernen (Primary School), dann 4 Jahre an einer weiterführenden Schule (Secondary School) und danach ggf. 4 Jahre an einer Universität (College). Der Grundschule vorgeschaltet ist eine Vorschule (Nursery School). Der Besuch der Grundschule ist obligatorisch, die weiterführende Bildung freiwillig.


Unterrichtssprache in allen Bildungsinstitutionen ist in der Regel Englisch. Kisuaheli ist ein eigenes Unterrichtsfach.


Das Schuljahr beginnt in Kenia im Januar und ist unterteilt in 3 Terms mit Ferien. Das Tragen einer Schuluniform und von Schuhen ist Pflicht. Dabei hat jede Schule ihre eigene Uniform.


Obwohl 2003 die Schulgebühren für staatliche Grundschulen abgeschafft wurden, müssen die Eltern die Kosten für Schuluniform und Unterrichtsmaterial aufbringen. Oftmals werden auch nicht genügend Lehrpersonen vom Staate eingestellt, so dass sog. „Volunteer teacher“ (freiwillige Lehrer) beschäftigt und von den Eltern bezahlt werden müssen. Da die Schulbildung in vielen staatlichen Schulen ein niedriges Niveau aufweist, da Lehrer unterqualifiziert und die Klassen überfüllt sind, versuchen viele Eltern ihre Kinder auf kostenpflichtige Internate (Boarding Schools) zu schicken.


Am Ende der Grundschule (8. Klasse) findet in ganz Kenia eine standardisierte Abschlussprüfung, das Kenyan Certificate of Primary Education (KCPE), statt. Ein gutes Abschneiden bei den zentralen Abschlussprüfungen ist Voraussetzung für die Annahme an einer Secondary School.


Die weiterführende Secondary School (staatlich oder privat) ist kostenpflichtig. Viele Familien können die Kosten hierfür jedoch nicht mehr aufbringen. Besonders begabte Schülerinnen und Schüler werden durch Stipendien gefördert. Finanziell besser gestellte Eltern schicken ihre Töchter/ Söhne auf (teure) Privatschulen, die oftmals nach britischem Vorbild ausgerichtet sind.


Im Gegensatz zu Deutschland sind alle Secondary Schools in Kenia Gesamtschulen. Am Ende der Secondary School (12. Klasse) findet erneut eine standardisierte Abschlussprüfung statt – das Kenyan Certificate of Secondary Education (KCSE).

 

Auch an der Dunga Primary School sind Klassenstärken von 30 – 40 und sogar fast 50 Schülerinnen und Schülern nichts außergewöhnliches. Es ist die einzige Grundschule in Dunga und die Kinder müssen somit aufgenommen werden. Da die Schülerzahl weiterhin stark zunimmt, werden im Moment weitere Klassenräume gebaut.