Workshop zum Thema „Straßenkinder“ mit Moses Sikaala am 24. September 2018
Kinder, die auf im Müll nach Essbarem oder Verwertbarem wühlen, jeden Tag um ein wenig Essen kämpfen müssen, nachts unter freiem Himmel auf der Straße oder zwischen Steinen und Plastikplanen schlafen, nirgendwo erwünscht sind und überall verjagt werden wie herrenlose Hunde, die niemals eine Schule von innen gesehen haben, die sich als Prostituierte für 10 – 20 Eurocent anbieten, die von der Polizei geschlagen und oft für Monate weggesperrt werden und die ihren Hunger, Schmerz und ihre Trauer mit dem Schnüffeln von billigem Klebstoff ersticken… die Bilder sind verstörend und machen einen tief traurig.
Doch es ist die bittere Wahrheit vieler Kinder in Afrika. Gerade in Kenia ist das Problem der Straßenkinder ein kaum lösbares. In Nairobi, der Hauptstadt Kenias, in der etwa 4 Millionen Menschen leben, gibt es schätzungsweise 60.000 Kinder, die kein Zuhause haben.
Die Arbeitslosigkeit und Armut sind groß in Kenia, Bildung und Gesundheitsversorgung schlecht, Familien zerbrechen, weil Vater oder Mutter sie verlassen oder weil ein oder sogar beide Elternteile sterben (häufig auch an der Immunschwächekrankheit Aids). Drogensucht und Gewalt in den Familien und sogar sexueller Missbrauch lassen viele Kinder Reißaus nehmen.
Doch es gibt auch Hoffnung. In Nyeri, einer Stadt am Fuße des Mount Kenia, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Kinderheime, gefördert von der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft, bieten den Straßenkindern von Nyeri und aus der ganzen Provinz ein Zuhause und einen vollen Bauch. Zur Reintegration in einen geregelten Alltag gibt es eine Vorbereitungsklasse, so dass die Kinder nach einigen Wochen oder Monaten eine Grundschule besuchen können, um lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Es gibt sogar eine Haushaltsschule, wo die Mädchen unter anderem nähen lernen, und eine Ausbildungsstätte, wo ein Handwerk gelernt werden kann – für all diejenigen, die es nach der 8-jährigen Grundschulzeit nicht auf die Secondary School schaffen. Putzen, Schweine versorgen und Feuerholzhacken gehören zur täglichen Routine, wodurch die Kinder lernen sollen, Verantwortung zu übernehmen. Beim täglichen (Fußball)Spielen vergessen die Kinder ihre traumatische Vergangenheit. In den Krankenhäusern der Stadt ist die Gesundheitsversorgung inzwischen für jedermann kostenfrei zugänglich, Straßenkinder erhalten sogar die Medikamente umsonst und die Stadtverwaltung stellt selbst für Straßenkinder Personalausweise aus. Präventionsarbeit wird in der HIV/Aids-Beratung geleistet, an dem Erwachsene und Jugendliche teilnehmen.
Moses Sikaala, Referent von „Bildung trifft Entwicklung“, stammt selbst aus Afrika. Er wurde in Sambia geboren, lebte in Nairobi (Kenia) und heute in Deutschland. In zwei zweistündigen Workshops vermittelte er gut verständlich und anschaulich den 30 Schülerinnen und Schülern des Dunga-Brühl-Schulfreundschaftsprojekts die Lebenswirklichkeit der Straßenkinder in Kenia.
Die Schüler*innen sollen durch diesen Workshop sensibilisiert werden für den Besuch der Theater- und Akrobatikgruppe „Kigamboni Community Centre“ (KCC) aus Dar es Salaam in Tansania, die unsere Schule vom 28. Oktober bis 2. November 2018 besucht. Auch bei KCC gibt es ehemalige Straßenkinder und Kinder aus z.T. sehr armen Verhältnissen.
(Astrid Pfeifer)