Eindrucksvolle Begegnung mit Afrika – KCC aus Tansania zu Besuch an der Gesamtschule Brühl
Hoch hinauf in die Lüfte geht es mit Kigamboni Community Centre (KCC) – so hoch in schwindelerregende Höhen, dass einem der Atem stockt. Die Theater- und Akrobatikgruppe KCC aus Dar es Salaam in Tansania sind Professionelle auf dem Gebiet der Akrobatik und bauen Pyramiden mit einer Höhe von 7 Metern. Und dabei waren viele der Kinder und Jugendlichen von KCC schon ganz unten – als Straßenkinder oder als Waisenkinder standen sie ganz alleine da, bis KCC sie in ihrem gemeinnützigen Zentrum aufnahm.
Der Auftritt von KCC polarisiert. Ihr Theaterstück „Ich bin jemand“ über das Leben zweier Straßenkinder schockiert zutiefst, die Tanz- und Akrobatiknummern reißen die Zuschauer im Jugendkulturhaus Passwort Cultra mit und lassen keinen mehr ruhig auf dem Stuhl sitzen. Und doch spiegelt dieser scheinbare Widerspruch die Wahrheit von KCC wider, denn die Geschichte des beeindruckend gespielten Theaterstücks beruht auf wahren Begebenheiten. Nassoro R. Mkwesso, der KCC mit anderen Gleichgesinnten 2007 gründete, lebte selbst auf der Straße. Der 18-jährige Hussein Yahaya Kova lebte 6 Jahre auf der Straße – im Alter von nur 6 Jahren verlor er sein Heim und musste sich fortan alleine oder mit anderen Kindern auf der Straße durchschlagen! Für die Mädchen ist die größte Gefahr auf der Straße, vergewaltigt und ungewollt schwanger zu werden.
KCC gibt diesen gestrandeten und vergessenen Kindern und Jugendlichen ein neues Zuhause und fördert ihre Schulausbildung und ihre künstlerischen und sportlichen Talente. Akrobatik, Tanz und andere Künste sind ihr neues Leben, ihre Leidenschaft. Und so wirken sie wie verwandelt, wenn sie auf der Bühne stehen: Voller Elan, mit Präzision und voller Bühnenpräsenz, beeindruckender Körperbeherrschung tanzen, wirbeln und fliegen sie über die Bühne, bauen haushohe Pyramiden und vollführen als Schlangenmenschen unmögliche Verrenkungen.
Nassoro, der Leiter von KCC, besuchte zusammen mit 7 Jugendlichen im Alter von 16 und 18 Jahren die Gesamtschule der Stadt Brühl im Zeitraum vom 29. Oktober bis zum 2. November 2018. Ihre Begabung und Begeisterung gaben die tansanischen Jugendlichen in einem Workshop an die 32 Schüler*innen des Afrika-Projektes (Dunga-Brühl-Schulfreundschaft) weiter. In diesem lernten die deutschen Schüler*innen modernen Tanz mit afrikanischen Elementen und Musik und Akrobatik, diskutierten aber auch gemeinsam über das Leben von Kindern, speziell von Straßenkindern, in Afrika.
Und so staunten die etwa 230 Zuschauer im Jugendkulturhaus Passwort Cultra nicht schlecht, als die 32 deutschen Schüler*innen des 6., 7., 8. und 11. Jahrgangs selbst eine beeindruckende Show am Abend des 30. Oktober 2018 darboten – und das nach nur wenigen Stunden Üben am Morgen desselben Tages!
Ein Highlight dieser Begegnungswoche war das gemeinsame Kochen: Huhn mit Gemüse, dazu Reis, Bohnen, gebratene Kochbananen und scharfe Soße zauberten die Gäste aus Tansania. Apple Crumble mit Vanille-Eis gab´s von deutscher Seite aus als Dessert.
Für die Jugendlichen aus Tansania stand am letzten Tag ein besonderer Ausflug an. Das Phantasialand hatte dankenswerter Weise Freikarten zur Verfügung gestellt und so stürzten sich unsere Gäste zusammen mit ihren deutschen Gastgeschwistern in eine ihnen neue und fremde Abenteuerwelt!
Für die Jugendlichen aus Tansania und Brühl war es eine sehr freundschaftliche und bereichernde Begegnung an der Schule und in den Gastfamilien – eine Begegnung auf Augenhöhe, bei der man viele Gemeinsamkeiten, aber natürlich auch (kulturelle) Unterschiede feststellen konnte. Die vielen Aktivitäten während der Workshops, der gemeinsame Auftritt, das gemeinsame Kochen und der Tag im Phantasialand haben die beiden fremden Kulturen sich näher kommen lassen und für ein besseres Verständnis auf beiden Seiten geführt.
Schülerzitate:
- Greta (6c): Ich fand es cool! Besonders der Auftritt war lustig!
- Raphael (6b): Es hat mir viel Spaß gemacht, mit KCC Akrobatik zu lernen. Sie waren sehr lustig!
- Raquel (7b): Es war sehr schön, Jugendliche aus Afrika zu Besuch zu haben.
- Layla (8d): Der Auftritt von KCC war beeindruckend!
Ein Dank geht an alle Gastfamilien für ihre Gastfreundschaft und an die Kreissparkasse Köln/ Brühl und die Raiffeisenbank Frechen-Hürth für die finanzielle Unterstützung.
Lesen Sie auch hier:
Bericht im Kölner Stadtanzeiger (externer Link)
Bericht in "Rheinische Anzeigenblätter" (externer Link)
Artikels im Kölner Stadtanzeiger vom 9. November 2018
(Astrid Pfeifer)
Fotos: Ulla Burghardt, Kathrin Höhne, Astrid Pfeifer